schreibwettbwerb 2015 thsMit folgender Geschichte nahm Sarah Meudt (6d) (in der Mitte des Bildes) am Literaturschreibwettbewerb „Sport-Geschichten“ des Kulturamts des Stadt Ingolstadt teil: ...

 

 

 

 

Deutsche Meisterschaft mit Problemen

Ich war schon seit Wochen aufgeregt und hatte ständig so ein komisches Gefühl im Magen, als ob ich einen viel zu großen Kloß auf einmal hinuntergeschluckt hätte. Immer wieder versuchte ich mich mit meiner Lieblings-CD abzulenken und zu beruhigen, aber es gelang mir nicht. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um den nächsten Wettkampf - die Deutsche Junioren Meisterschaft im Geräteturnen. Ich hatte mich für diese qualifiziert und nun sind es nur noch zwei Tage bis zum Start in Berlin.

Als wir endlich Richtung Berlin starteten, war ich so aufgeregt wie noch nie. Dort angekommen ging es gleich in die Halle und wir schauten uns die Geräte an. Noch am selben Abend hatten wir das erste Training. Ich war immer noch so aufgeregt, dass ich mich nicht richtig konzentrieren konnte und immer wieder Patzer in meine Übung einbaute. Meine Trainerin nahm mich zur Seite und sagte mir, dass ich mich beruhigen und besser konzentrieren solle, so als ob es ein ganz normales Training bei uns zu Hause in der Halle sei. Ich sagte nichts, meine Gedanken hörten einfach nicht auf, um den Wettkampf zu kreisen.

Da passierte es, auf einmal rutschte ich beim Riesenfelgaufschwung am Stufenbarren ab. Alle rannten zu mir, doch dann wurde mir ganz schwarz vor Augen und ich weiß nicht mehr, was dann geschah. Als ich wieder zu mir kam, saßen Notärzte neben mir. Ich fragte sie: „Wo bin ich? Was ist passiert?“ Der Notarzt, der meine Hand hielt, antwortete: „Du bist im Krankenwagen und wir fahren dich jetzt in die Klinik zum Durchchecken.“ Es dauerte kurz, bis ich es begriff. Dann fügte er noch hinzu: „Du bist vom Stufenbarren abgerutscht und warst bewusstlos.“ Die restliche Fahrt ins Krankenhaus schwieg ich.

Im Krankenhaus angekommen, standen schon Ärzte und Krankenpfleger bereit, um mich in Empfang zu nehmen. Da merkte ich auch auf einmal den stechenden Schmerz in meinem Rücken. Ich hoffte, dass nichts Schlimmes passiert war. Die Ärzte redeten hektisch miteinander. Dann sprach mich eine Ärztin an und fragte mich ein paar Sachen, z. B. wie es mir gehe, wie ich heiße, wie alt ich sei und noch Anderes. Zuerst wurde ich geröntgt. Danach dauerte es eine Ewigkeit, bis sich jemand um mich kümmerte. Endlich kam ein Arzt und ich fragte ihn sofort, was mit mir los sei. „Komm mal herein,“ sagte er zu mir, „dann wirst du es gleich erfahren.“ Ich war nun schon wieder schrecklich aufgeregt, meine Spannung und Nervosität wuchs mit jeder Sekunde. Mit piepsiger Stimme sagte ich: „Hallo“, zu dem Arzt, der sich gerade meine Röntgenbilder am Computer anschaute. Er erwiderte: „Hallo, wie geht es dir?“ Ich sagte: „Mein Rücken tut weh, es sticht dort“ und ich zeigte ihm die Stelle. „Aber sonst geht es mir ganz gut“, schob ich noch hinterher und setzte mich auf den Stuhl vor dem Computertisch. Mit zitternder Stimme fragte ich ihn, ob ich am nächsten Tag beim Wettkampf mitmachen dürfte, denn das wäre sehr wichtig für mich. Der Arzt antwortete nur: „Lass uns erst einmal die Bilder anschauen und dann überlegen wir, wie es weitergeht.“ Ich ging um den Schreibtisch herum zum Arzt hin und schaute über seine Schulter hinweg die Röntgenbilder an. Er erklärte mir, was man darauf sehe. Und am fünften Lendenwirbel zeigte er mit dem Mauszeiger auf einen leichten Strich und sagte zu mir: „Das ist ein Haarriss am linken Querfortsatz. Das ist genau an der Stelle, die du mir gezeigt hast, an der du die stechenden Schmerzen spürst.“ Unsicher fragte ich: „Was heißt das?“ „Na ja, du brauchst keine Angst haben. So ein Haarriss verheilt sehr gut, aber du darfst jetzt ca. neun Wochen keinen Sport treiben und musst deinen Rücken schonen. Danach kannst du langsam wieder mit dem Training anfangen.“ Puh, die Aussage vom Arzt hat mich geschockt.

Eine Krankenschwester kam und holte mich ab, da ich zur Überwachung erst einmal im Krankenhaus bleiben sollte. Es war schon sehr spät und ich merkte, dass ich doch extrem müde war und schlief in meinem großen weißen Krankenbett dann ganz schnell ein.

Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf und als ich die Augen aufmachte, stand auch schon meine Trainerin an meinem Bett. Sie erzählte mir, dass sie mit dem Arzt gesprochen hat und dass das Risiko, sich schlimmer zu verletzen, zu hoch sei, wenn ich trotzdem bei den Meisterschaften starten würde und dann auch noch länger ausfallen würde. „Ich will aber mitmachen“, gab ich trotzig zurück. In dem Moment kam der Arzt herein. „Du willst wirklich am Wettkampf turnen und dir deine Gesundheit ruinieren?“, sagte er zu mir. „Ja, das will ich! Es bedeutet für mich einfach alles!“ entgegnete ich. Da überlegte er und sagte seelenruhig: „ Wenn du unbedingt willst und dir deine Gesundheit nicht so wichtig ist, musst du es tun. Aber bedenke, dass du nach einer Operation am Rücken, keinen Leistungssport mehr machen kannst und du das Turnen aufgeben musst. Wenn du aber auf diesen Wettkampf verzichtest und erst einmal wieder gesund wirst, kannst du auch weiterhin turnen und zu vielen Wettkämpen fahren.“ Ich wollte aber nicht bis zum nächsten Jahr warten, um bei den Deutschen Meisterschaften zu starten. Vielleicht würde ich mich gar nicht erst dafür qualifizieren. Meine Trainerin unterbrach mich und sagte: „ Sarah, es ist doch viel schöner, wenn du ohne Schmerzen bei einem Wettkampf mitmachen kannst als mit Schmerzen, oder? Und nächstes Jahr schaffst du es bestimmt wieder mitzumachen, weil du dann noch mehrere Elemente turnen kannst und sie schon besser turnst, weil du sie länger trainiert hast.“ Ich nickte und schlief wieder ein. Also das hieß jetzt, auf die nächste Deutsche Meisterschaft zu warten.

(Sarah Meudt, Klasse 6d)