Ist es schon wieder so lange her?! Vom 13. zu 15. Oktober war's, dass wir einen ebenso prominenten wie originellen Künstler als Gast an unserer Schule willkommen hießen: Sergey Yakushev (www.yakushev.de, www. yakushev.org) ist ein Grafiker, Karikaturist, Illustrator und Designer aus Moskau. Wie es sich für einen echten Künstler geziemt, war es zuerst eines seiner Werke, das meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Ein kleiner, filigran im Profil gezeichneter Igel, der gleichermaßen frech wie resigniert dreinschaut - dabei so ausdrucksstark, wie so ein Stacheltier nur irgend aussehen kann - gefiel mir so sehr, dass ich nach seinem Schöpfer fahndete. Heraus kam die erste Begegnung mit Yakushev, der zu allererst Luft- und Raumfahrt-Ingenieur war, dann Architektur studierte, um dann letztlich doch zu seinem Beruf zu machen, was ihn am meisten Spaß bereitet: Menschliche Charaktere durch "Fabeln in Bildern" darzustellen - auf überaus realistische Weise, weshalb er seine Kunst auch "Fabelrealismus" nennt. Und weil sich herausstellte, dass er auch schon Kindern wie Erwachsenen Unterricht darin erteilt hatte, ließ Sergey sich gewinnen, das auch bei uns einmal zu tun.
Drei Tage arbeitete er bei uns mit Schülern der 7. bis 9. Klasse. Die Profilklassen erhielten Einblick in die Technik der Ätzradierung. Den Schülern der 7. Klassen half er, genau so freche und ausdrucksstarke Tierchen zu zeichnen wie er selbst. Für unsere Kunsterzieher ging es am Nachmittag um die spezielle Technik der Aquatinta.
War beides für alle Beteiligten schon neu, interessant und herausfordernd genug, gab es dennoch eine weitere Leistung zu vollbringen: Sergej spricht Russisch, auch Englisch und ein klein wenig Deutsch - zum Unterrichten aber konnte das nicht ausreichen. Wie gut, dass es an unserer Realschule Schülerinnen und Schüler gibt, die selbst fließend Russisch sprechen, weil es ihre oder ihrer Eltern Muttersprache ist! So waren es in diesen drei Tagen Eugenia Niktin 9e, Anastasija Naumova 7b und Johann Korjakin 7a, die gleichermaßen hilfsbereit und mutig genug waren, Yakushevs Unterricht simultan zu übersetzen. "So viele Sprachen ein Mensch spricht, so viele Male wird er geboren" - schön, dass diese drei hier die Chance hatten, zu zeigen, dass sie über eine wertvolle Gabe verfügen, die sonst im Schulalltag noch nicht so gewürdigt wird, wie sie es verdient hätte. Später im Erwachsenenleben wird sie auf jeden Fall von großem Vorteil sein.
Herzlichen Dank an den Künstler Yakushev und an unsere drei Schüler-Dolmetscher!
(Karin Lutz)