maxmannheimer 2015 thsMax Mannheimer hat überlebt. Theresienstadt, Auschwitz und Dachau. Als Zeuge dieser grauenvollen Zeit berichtet Mannheimer seit 30 Jahren, was in ...

 

 

 

den Konzentrationslagern der Nazis geschehen ist. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Erinnerung wachzuhalten. Auch wenn Mannheimer am 6. Februar 95 Jahre alt wurde, berichtet er unermüdlich weiter. Mehrmals in der Woche erzählt er Schülern, Studenten oder anderen Gruppen seine Geschichte. Dazu kam er auch auf Einladung der Fachschaft Geschichte an die Realschule Kösching, um den Schülern der 9. und 10. Klassen seine Lebensgeschichte erfahren zu lassen.

27 lange Monate hat Max Mannheimer die Nazi-Folter ertragen müssen. Er nennt diese Zeit sein „zweites Leben“. Das „erste Leben“ ist seine Kindheit und Jugend in Nordmähren, im heutigen Tschechien. Diese ist mit dem Transport nach Theresienstadt zerstört worden. Das „dritte Leben“ begann dann nach der Befreiung 1945.

Bei der Ankunft im KZ sieht Mannheimer seine Familie zum letzten Mal. Sie werden ohne Abschied getrennt. Auf seine Frage hin, was mit den Frauen, Kindern und älteren Menschen geschehe, die einen Lastwagen besteigen mussten, antwortet ein Häftling, der schon länger in Auschwitz war: „Die gehen durch den Kamin.“

Am Tag nach der Ankunft habe ihn die Verzweiflung gepackt, erinnert sich der Zeitzeuge. Am Morgen sah er einen Stacheldrahtzaun mit einem Schild: „Hochspannung! Lebensgefahr!“ Er dachte über Selbstmord nach: „Am besten wäre es, ich ginge zu den elektrisch geladenen Drähten – nur berühren – aus“, sagt er seinem Bruder. Und der 17-jährige Edgar fragte: „Willst du mich alleine lassen?“ Da habe er sich geschämt, sagte Mannheimer und sich zum Weiterleben entschlossen.

Sachlich schildert der damals Inhaftierte den Alltag im KZ. Jeden Tag Gewalt, Folter und Tote, dazu Hunger, Durst und Schlafmangel, Kälte, Krankheiten und schwere Sträflingsarbeit. Dann zeigt er seine Auschwitz-Nummer, die ihm tätowiert worden ist. Er schiebt seinen linken Hemdärmel ein Stück zurück und man erblickt auf seinem Unterarm die Nummer 99728.

Mannheimer und sein sechs Jahre jüngerer Bruder Edgar überleben Auschwitz. Die Eltern und die Geschwister werden dort 1943 ermordet, ebenso Max Mannheimers Ehefrau. Sein Bruder war 1942 verhaftet und später ermordet worden.


Im Oktober 1943 wurden Max und Edgar Mannheimer über Warschau ins KZ nach Dachau gebracht.

Am 30. April 1945 konnten die Brüder Mannheimer zusammen mit vielen anderen Häftlingen von den Amerikanern aus einem Waggon befreit werden. „Es war ein Riesenglück“, sagt Mannheimer.

Nach der Befreiung verließ Mannheimer Deutschland und wollte nie zurückkehren. Doch eineinhalb Jahre später war er wieder da. Er hat sich nämlich in eine Deutsche Widerstandskämpferin verliebt. „Sie versicherte mir, dass Deutschland eine ausgezeichnete Chance hat, eine Demokratie zu werden. Und wenn man verliebt ist, glaubt man ja vieles“, so der Zeitzeuge.

Die Erinnerung daran treibt ihn an. Mannheimers Terminkalender ist voll. Auch wenn er jetzt schon seinen 95. Geburtstag hinter sich hat.

(Daniel Hartl, Klasse 9a)

 

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